Lokstedt Kritik

15.6.12 Maschenka und Daschenka unterwegs mit Igor – Bürgerhaus Lokstedt

Lesen Sie hier mehr….Lokstedt Online




„Das Geld wird immer weniger“

Es musste sich irgendwie herum gesprochen haben, dass diese Veranstaltung ein voller Erfolg zu werden versprach. Mit Anton Tschechow stand vor „ausverkauftem Haus“ einer der bedeutendsten Autoren der russischen Literatur auf dem Programm.

An diesem milden, aber verregneten Abend, der wie geschaffen war sich von Tschechows Anekdoten und witzigen Geschichten aufmuntern zu lassen, fanden sich etwa 50 Besucher im Bürgerhaus ein.

Vermutlich wären, trotz laufender Fußball-Europameisterschaft noch wesentlich mehr Gäste ins Bürgerhaus gekommen, aber die Räumlichkeiten lassen keine Veranstaltungen im größeren Rahmen zu. Die Akteure des Abends hätten aber einen gut gefüllten großen Saal verdient gehabt. Oder wie Ursula Gehrke es ausdrückte: „Der Tschechow-Abend im Bürgerhaus war ’ne besondere Wucht!“

Antje Temler und Anna-Maria Kuricová, zwei Frauen mit umfassender, akademischer Schauspielausbildung und breitem Repertoire, hatten für diesen Abend ein sehr unterhaltsames Programm zusammen gestellt.

Motto: „Das Geld wird immer weniger, mein Bart immer grauer“. Auf ihrer website umreißt Antje Temler das Programm: „Bekanntes und Unbekanntes von Tschechow ist in dieser Lesung zu hören; aus Einaktern, Briefen, Tagebuchaufzeichnungen und Kurzgeschichten. Dabei zeigt Tschechow seinen feinsinnigen, zuweilen bissigen Humor und gewährt dem Zuschauer zudem noch wunderbar heitere Einblicke in sein Privatleben. Eine Lesung mit Leichtigkeit, Selbstironie und Witz!”

Der szenische Rahmen wurde über den Saxophonisten Daniel Kuriz hergestellt, der mit Sonnenbrille am Saxophon als Metapher für die Bespitzelung der einfachen russischen Bürger durch den KGB herhalten musste.

Gleich zu Beginn und gelegentlich zwischendurch erhielt der Spitzel am Saxophon Anrufe auf seinem Handy und erstattete seinem Arbeitgeber Bericht. Was die beiden Frauen einschüchterte und zu besonders unterwürfen, russisch-patriotischen Äußerungen Anlass gab. Sie beteuerten so wiederholt ihre Liebe zu Moskau und zum einfachen Leben dort in Plattenbauten.

In den wunderbar vorgetragenen Anekdoten Tschechows reichten den beiden Vollblut-Komödiantinnen dann auch wenige Accessoires zum übergangslosen Rollenwechsel. So war es ihnen möglich, in jeder Szene jeweils mehrere Personen zu verkörpern. Rasant agieren beide Darstellerinnen im Wechselspiel: Hut ab, andere Stimme, andere Person. Das steigerte sich bis zu einem Wechsel- und Verwirrspiel, in dem drei Personen dargestellt wurden, eine davon von beiden Schauspielerinnen im Wechsel – ohne dass die Zuschauer dabei überfordert wurden.

Zwischendurch gab es Gesang mit Saxophon-, Gitarren- und Akkordeon-Begleitung und auch so manche humoristische Einlage. Dem Inhalt der Sketche konnte man mühelos folgen, da beide Schauspielerinnen sehr gut bei Stimme waren – egal in welcher Tonlage oder mit welchen Akzent gerade gesprochen wurde.

Thema war zu Beginn, wie schon das gewählte Motto ahnen ließ, das liebe Geld. Es folgten dann noch Sketche über misslungene Telefonverbindungen – aus der Frühzeit des Telefons – sowie über in Nachbarzellen einsitzende Mathematiker und Ärzte. Die Gespräche, Erklärungen und Fragen dieser Spezialisten wirkten wegen der jeweils fachspezifischen Terminologie und Inhalte dann allerdings überaus komisch. Der Arzt, Tschechow war selbst Mediziner, und der Mathematiker waren im Grunde genommen doppelt gefangen, im Gefängnis und in ihrer berufseigenen Kommunikation.

Vor der Pause dann noch ein weiteres Thema: die russische Frau auf Brautschau! Hier folgte ein Höhepunkt auf den anderen:

Zunächst in der Rahmenhandlung, als Antje Temler sich auf den Schoß des langjährigen Bürgerhaus-Vorsitzenden Hans-Jürgen Rhein setzte, obwohl sie von Anna-Maria Kuricová gewarnt wurde, dass alle gut aussehenden und gut situierten deutschen Männer verheiratet seien. Rhein zeigte sich allerdings gar nicht abgeneigt und hätte Antje Temler wohl gerne seine Visitenkarte zugesteckt.

Dann eine Lesung aus dem Schwank „Der Hochzeitsantrag“. Anna-Maria Kuricová stelle den reichen nachbarlichen Gutsbesitzer Lomow, Antje Temler im raschen Wechsel gleich zwei Charaktere dar: zunächst den bereitwillig einwilligenden Brautvater Tschubukow sowie seine Tochter, die verhinderte Braut Natalia.

Die Handlung: Lomow hält um Natalias Hand an. Der völlig überraschte Tschubukow ist überglücklich, war es doch sein sehnlichster Wunsch, Natalia endlich unter die Haube zu bringen. Natalia, die von dem Antrage nichts weiß, versucht mit Lornow ein Gespräch anzuknüpfen. Mit umständlichen Worten leitet Lomow seinen Heiratsantrag ein. Erwähnt die guten nachbarlichen Beziehung und nebenbei die an der Grenze der Güter liegende Bullenwiese – vermutlich ohne zu ahnen, dass gerade die Besitzverhältnisse um diese Bullenwiese zwischen den Familien seit Generationen umstritten sind. Es kommt zum Eklat und der eigentlich so ersehnte Bräutigam wird aus dem Haus geworfen.

In der Pause ging es den Gästen wie Anton Tschechow. Es gab keinen Champagner, der so recht zu diesem Abend gepasst hätte. Waren doch die überlieferten letzten Worte des viel zu früh an Tuberkulose verstorbenen Autoren: „Ich habe so lange keinen Champagner mehr getrunken.”

Es stand allerdings, wie im Bürgerhaus üblich, eine reichhaltige Getränkeauswahl bereit. Statt Kaviar wurden warme Brezeln angeboten.

Abschließend wurden dann noch Auszüge aus der Satire „Das Stelldichein kam zwar zustande, aber…“ aus den Erinnerungen eines Idealisten dargeboten. Noch einmal herrliche Situationskomik: Ein Liebender der sich aus Aufregung vor seinem ersten Rendezvous betrinkt und den Termin völlig vergisst. Dann aber zufällig doch noch leicht verspätet und sturzbetrunken am vereinbarten Ort auf die wartende Liebende trifft.

Am Ende ein begeistertes Publikum das nach Zugaben verlangte. Und das Versprechen von Uschi Ihsche, wenn möglich bald wieder eine ähnliche Veranstaltung im Bürgerhaus Lokstedt abzuhalten.

antjetemler.de
www.schauspielhaus.de/de_DE/Team/Anna-Maria_Kuricova.34137
Bürgerhaus Lokstedt, Fr. 15.06.2012, 19.30 Uhr

Russische Literaturhäppchen – Anton Tschechow – Szenische Lesung
Antje Temler und Anna-Maria Kuricová; am Saxophon Daniel Kuri

Schreiben Sie zu diesem Thema einen Leserbrief!

© Lokstedt-online.de 17.06.2012

15.6.12 Szenische Lesung Anton Tschechow

„Das Geld wird immer weniger, mein Bart immer grauer“

Termine: 15.6.12 – Bürgerhaus Lokstedt

…..auch wenn Tchechows Bart sehr grau geworden ist; seine Aussage über das Geld ist heute so aktuell wie zu seinen Lebzeiten.

Tschechow-FlyerBekanntes und Unbekanntes von Tschechow ist in dieser Lesung zu hören; aus Einaktern, Briefen, Tagebuchaufzeichnungen und Kurzgeschichten. Dabei zeigt Tschechow seinen feinsinnigen, zuweilen bissigen Humor und gewährt dem Zuschauer zudem noch wunderbar heitere Einblicke in sein Privatleben.

Eine Lesung mit Leichtigkeit, Selbstironie und Witz!“Ich habe so lange keinen Champagner mehr getrunken“, waren Anton Pawlowitsch Tschechows letzten Worte, als er, gerade 44-jährig, im Schwarzwälder Kurort Badenweiler starb…

Es agieren die Schauspielerinnen Anna-Maria Kurizowa und Antje Temler. Begleitet und werden sie vom Musiker Daniel Kuriz auf dem Saxophon.

10.4.12 Honigkuss (MDR)

Honigkuss (MDR) Film
Dienstag, den 10. April 2012, 11:00 – 11:05
Kurzfilm
Erstsendung MDR FS: 03.06.2008
Regie: Katja Zanger
Drehbuch: Katja Zanger
Kamera: Shai Levy
Musik: Hans Hafner
Deutschland 2005
Darsteller:
Sie: Antje Temler
Er: Wolf-Dieter Richert

Das Herz ist voll, der Magen leer. Der Kühlschrank leider auch. Und die hungrige Liebste wartet aufs Frühstück. Da nützt alle Kochkunst nichts, möchte man meinen.
Man kann sich irren…

Die Dresdner Regisseurin Katja Zanger zeigt auf interessante und originelle Art, wie man von Luft und Liebe leben kann.

Hörbuch – Nadja Benaissa – Alles wird gut!

      1. Nadja Benaissa - Alles wird gut > Hörprobe

Rezension

Nach monatelanger öffentlicher Schlammschlacht um die inhaftierte „No Angels“-Sängerin Nadja Benaissa hätte man meinen können, dass sie danach erst einmal Ruhe in ihr Leben einkehren lässt. Doch weit gefehlt: Nach dem Gerichtsurteil folgte prompt ihre Biografie. Allen Skeptikern zum Trotz hat sie gemeinsam mit Autorin Tinka Dippel ein überraschend gutes und ehrliches Werk abgeliefert. Auch die Audiofassung ist besser als gedacht.

Im April 2009 wird Benaissa festgenommen. Sie soll ungeschützten Sex mit mehreren Männern gehabt haben, ohne diese auf ihre HIV-Infektion hingewiesen zu haben. Die 28-Jährige wird von den Medien an den Pranger gestellt. In ihrer Biografie erzählt sie ihre Sicht der Dinge, berichtet von Drogenabhängigkeit, Teenager-Schwangerschaft, HIV-Diagnose, dem Leben als Star, ihrer Festnahme und öffentlicher Bloßstellung. Der geschmacklose Versuch einer Rechtfertigung? Nein: eine offen erzählte Lebensgeschichte, die anrührt – zum Teil aus der Sicht der Autorin, zum Teil aus Benaissas Sicht. Antje Temler liest die Parts der Autorin mit sachlicher Distanz, wodurch der Hörer die Chance hat, sich sein eigenes Urteil zu bilden. Benaissas Lesung ist voller Resignation und Traurigkeit, droht aber ins Monotone abzurutschen. Insgesamt hörenswert!

(kek)

Kurzbeschreibung

Nadja Benaissa - Alles wird gut!

Star. Mutter. Patientin. Angeklagte. Nadja Benaissa ist erst 28 Jahre alt, hat aber schon ein Leben mit allen Höhen und Tiefen hinter sich: Eine Kindheit als Halbmarokkanerin in einer deutschen Kleinstadt, Drogenabhängigkeit als Teenager, Ausbruch von Zuhause, Schwangerschaft mit 16, positive HIV-Diagnose. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen, bringt ein gesundes Kind zur Welt – und wird als Popstar mit den No Angels berühmt, der ersten Band in Deutschland, die aus einem Fernsehcasting hervorging. Im April 2009 wird Nadja Benaissa in aller Öffentlichkeit festgenommen. Angeblich hat sie einen Mann wissentlich mit dem HI-Virus infiziert. Die Presse steht Kopf. Ein Prozess beginnt. Und für Nadja Benaissa ein weiterer schwerer Lebensabschnitt. Doch die Sängerin zerbricht daran nicht – sondern arbeitet gemeinsam mit der Journalistin Tinka Dippel an einem Buch über ihre ungewöhnliche Geschichte. Einfühlsam erzählt und mit vielen O-Tönen von Nadja Benaissa versehen, gibt die Biografie Einblicke in das Leben einer in der Öffentlichkeit stehenden HIV-infizierten, die von sich sagt: „Alles wird gut“

Die acht Frauen – Eine Kriminalkomödie

Die acht Frauen

von Robert Thomas

In einer tief verschneiten, einsam gelegenen Villa trifft sich eine Familie, um miteinander die Weihnachtstage zu verbringen. Doch von einem friedlichen Fest kann plötzlich keine Rede mehr sein, als der Hausherr mit einem Messer im Rücken tot im Bett aufgefunden wird. Ein infames Spiel aus gegenseitigen Verdächtigungen und Schuldzuweisungen entsteht, bei dem nach und nach skandalöse Tatsachen hinter der Fassade bürgerlicher Anständigkeit aufgedeckt werden. Die „dunklen Seiten“ der acht Frauen kommen ans Licht. Das Publikum darf in Abgründe schauen, die wahrhaft schwindelerregend sind … und die zu einem überraschenden, aber konsequenten Ende dieses Psychokrimis führen!

Premiere: 13.1.12
letzte Vorstellung: 5.2.12
Regie: Jan Bodinus
musikalische Leitung: Ulrich Jokiel

 

Die acht Frauen